GOLDENER APFEL DSF2141

Goldener Apfel

Ausstellung in einem Gewölbekeller der Frankfurter Judengasse

In einem Gewölbekeller aus dem frühen 19. Jahrhundert ist eine Ausstellung zur Frankfurter jüdischen Geschichte dieser Zeit zu sehen. Sie lädt ein zur Auseinandersetzung mit dem Kampf von Jüdinnen und Juden um Gleichberechtigung sowie dem Ringen um Emanzipation bei gleichzeitiger Traditionspflege.

Die Geschichte des Hauses

Im Jahr 1809 erwarb Joseph Moses Rindskopf für insgesamt 2072 Gulden und 24 Kreuzer ein Grundstück am nördlichen Ende der Judengasse, das im Krieg gegen Frankreich zerstört worden war. Er baute ein repräsentatives Haus aus Stein auf dem Areal von fünf niedergebrannten Häusern. Eines der zerstörten Häuser hieß Goldener Apfel. Seine Steine wurden wahrscheinlich für den Bau des Gewölbekellers verwendet, in dem heute ein Schlussstein mit der Inschrift „IMR 1809“ an den Bauherrn erinnert.

J.M. Rindskopf starb nach der Fertigstellung seines Hauses, das später an den Buchhändler Isaac Kauffmann überging, der hier nicht nur seine hebräische Buchhandlung, sondern auch eine Buchdruckerei betrieb. Rindskopf und seine Söhne wie auch Kaufmann mussten darum kämpfen, in Frankfurt als gleichberechtigte Bürger anerkannt zu werden. Denn nach dem Sieg über die französischen Revolutionstruppen hatte die Stadt Frankfurt Jüdinnen und Juden die bereits zugestandenen Rechte wieder genommen. Erst 1865 trat die rechtliche Gleichstellung in Kraft.

Die Ausstellung

Die Ausstellung wurde vom Jüdischen Museum in Kooperation mit dem Archäologischen Museum Frankfurt konzipiert. Sie geht nicht nur auf die Geschichte dieser Synagoge und ihrer Vorgängerbauten ein, sondern thematisiert auch den Kampf um Gleichberechtigung von Juden in Frankfurt, der bis 1865 währte. Dabei spielen sowohl Ludwig Börne wie auch die Bewohner des Hauses über dem Gewölbekeller eine bedeutende Rolle.

Die multimediale Ausstellung, die nun vor Ort zu sehen ist, zeichnet sich durch eine Präsentation unterschiedlicher Medien und Objektarten aus: Die Geschichte der Hauptsynagoge wird anhand von drei verschiedenen Modellen der Architektin Meitar Tewel und einer virtuellen Rekonstruktion, die der Architekt Marc Grellert erstellt hat, anschaulich dargestellt. Letztere zeigt das Synagogengebäude im Jahr 1860.

Eine Virtual-Reality-Brille lädt Besucherinnen und Besucher dazu ein, durch die „Straße ohne Erinnerung“, die Judengasse des Jahres 1861 (zu diesem Zeitpunkt Börnestraße genannt), zu schlendern. Entwickelt hat diesen virtuellen Spaziergang zu Auszügen aus Siegfried Kracauers „Erinnerung an eine Pariser Straße“ (1930) und Isidor Kracauers „Geschichte der Judengasse“ (1906) das Medienkunst- und Performancekollektiv LIGNA auf Grundlage von Marc Grellerts Rekonstruktion der Judengasse. Der immersiven Anwendung steht ein Stadtraummodell von Meitar Tewel zur Seite, welches den Verlauf der ehemaligen Judengasse im Verhältnis zum heutigen Stadtbild darstellt.

Mit dem Kanonenbeschuss des nördlichen Endes der Judengasse und der Besetzung Frankfurts durch die französischen Revolutionstruppen im Jahr 1796 endete nicht nur der Zwang für Juden, im abgeschlossenen Bezirk der Judengasse zu leben. Die Besatzung verlieh Juden auch den Status gleichberechtigter Bürger, die für ihre neu erworbene Wahlberechtigung der eingesetzten Regierung allerdings Geld zahlen mussten. Als diese Regierung 1813 stürzte, wurde ihre bürgerliche Gleichstellung wieder zurückgenommen. Die Wahlbeteiligung und das Ausüben öffentlicher Ämter blieb Juden fortan qua Gesetz untersagt. Es begann ein langer Kampf um Gleichberechtigung, in dem der Publizist Ludwig Börne eine zentrale Rolle spielte. 1786 in der Frankfurter Judengasse als Juda Löb Baruch geboren, entwickelte er sich zu einem vehementen Vorkämpfer demokratischer Werte, deren Realisierung er selbst jedoch nicht mehr erlebte. Mit der Verabschiedung der „Grundrechte des deutschen Volkes“ in der Paulskirche 1848 schien der Kampf am Ziel – zumindest vorläufig.

Welche Bedeutung haben Ludwig Börnes Ideale heute? Und was bedeuten diese Grundrechte ganz konkret für einzelne Personen? Antworten auf diese und andere Fragen beantworten Anwohnerinnen, Anwohner und Passanten sowie Frankfurts Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig, der Publizist Max Czollek und die Schriftstellerin Eva Menasse in filmischen Interviews, die in der Ausstellung zu sehen sind. Eine sich anschließende partizipative Station lädt die Besucherinnen und Besucher ein, anhand von Demokratierezepten diese Grundrechte zu entdecken und selbst aktiv zu werden.

Neben der neu eröffneten Ausstellung dient der „Goldene Apfel“ als ein Multifunktionsort, der vom Jüdischen Museum Frankfurt, Archäologischen Museum Frankfurt, Künstler*innenhaus Mousonturm und dem Fachbereich Öffentlicher Raum des Stadtplanungsamts genutzt wird.

sonderDonnerstag 14 – 18 Uhr
Samstag und Sonntag 10 – 17 Uhr
Der Eintritt ist gratis, eine Anmeldung für den Besuch nicht erforderlich.

Der Goldene Apfel ist nicht barrierefrei und nur über eine Treppe zu erreichen; es gibt keinen Aufzug.

Goldener Apfel
An der Staufenmauer 11
60547 Frankfurt am Main

Nächste Straßenbahn-, Bus- und U-Bahnhaltestelle: Konstablerwache

 

 

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