Das Prunkgrab von Frankfurt in der Dauerausstellung des Archäologischen Museums.
Foto: Archäologisches Museum Frankfurt / U. Dettmar
Das reich ausgestattete Grab aus der Zeit um 700 v. Chr. gehört zu den ältesten "Elitegräbern" der älterseisenzeitlichen Hallstattkultur in Mitteleuropa. Die prestigeträchtige Bestattung dieses etwa 50-jährigen Mannes ist gut 150 Jahre älter als das Grab des „Fürsten von Hochdorf“ bei Stuttgart und wurde etwa 250 Jahre früher angelegt als das Grab des „Fürsten vom Glauberg“ bei Büdingen. Vergleichsweise umfangreich ist das Wissen über die Beigaben im Grab, während über den Bestatteten selbst weniger Erkenntnisse vorlagen. Im Zentrum von Neuuntersuchgen im Rahmen eines Forschungsprojektes standen detaillierte Analysen an den menschlichen Überresten des Mannes. Unter der Beteiligung von sechs Instituten wurden die noch unbeantworteten Fragen bezüglich der Ernährungsgewohnheiten des Bestatteten, seiner geografischen Herkunft und eventuellen Migrationsbewegungen, seiner genetischen Stellung innerhalb der Bevölkerung Europas und seiner Physiognomie angegangen. Hierfür werden an dem hallstattzeitlichen Skelettmaterial unter anderem Untersuchungen mithilfe eines Computertomographen, Analysen zu DNA und zum Stickstoff/Kohlenstoff-Verhältnis sowie Strontium- und Sauerstoff-Isotopen-Analysen durchgeführt werden; außerdem wurde eine forensische Gesichtsrekonstruktion erstellt, um einen Eindruck vom möglichen Aussehen des „Fürsten“ aus dem Frankfurter Stadtwald zu vermitteln. Diese ist seit 2022 in der Dauerausstellung des Museums zu sehen.
Einzelne Arbeitsschritte von der exakten Schädelreplik bis zur fertigen Gesichtsweichteilrekonstruktion.
Fertige Gesichtsweichteilrekonstruktion des „Fürsten“ aus dem Frankfurter Stadtwald.
Fotos: Constanze Niess, Frankfurt
Unterstützt wird das Forschungsprojekt von der Historisch-Archäologischen Gesellschaft Frankfurt am Main und vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.
Literatur
Wolfgang David
Das "Fürstengrab" im Frankfurter Stadtwald
in: Wolfgang David/Vera Rupp/Frank Verse (Hrsg.)
KeltenLandHessen
Archäologische Spuren im Herzen Europas (Regensburg 2022) 186–191
Carolin Röding/Liane Giemsch
The Early Iron Age elite burial from Frankfurt am Main, Stadtwald: a new cranial reconstruction and paleopathological reanalysis.
In: Michael Francken/Katerina Harvati (Hrsg.)
Facetten der Anthropologie/Facets of Osteology.
Paleoanthropology Book Series – Contributions in Paleoanthropology 1, Tuebingen University Press, Tübingen – Festschrift zu Ehren von Prof. Dr. Joachim Wahl (Tübingen 2023) 89–101
Christoph Willms
Der Keltenfürst aus Frankfurt. Macht und Totenkult um 700 v. Chr.
Archäologische Reihe 19 (Frankfurt 2002)
Ulrich Fischer
Ein Grabhügel der Bronze- und Eisenzeit im Frankfurter Stadtwald.
Schriften des Frankfurter Museums für Vor- und Frühgschichte 4 (Frankfurt am Main 1979).