Eine neue Vitrine für den Frankfurter Keltenfürsten

Neu im Archäologischen Museum Frankfurt

Im Frankfurter Stadtwald befindet sich das vor- und frühgeschichtliche Grabhügelfeld „Eichlehen“, aus dem bereits im 18. Jahrhundert erste Funde zu Tage getreten waren. Im Zuge des Autobahnbaus der A 661 war es in den Jahren 1966/67 möglich, einen Großgrabhügel in einer mehrmonatigen Ausgrabungskampagne archäologisch zu untersuchen. Der Grabhügel lag inmitten einer Gruppe von ehemals mehr als 50 kleineren Grabhügeln, besaß ursprünglich eine Höhe von 3,5 m bei einem Durchmesser von 36 m und war von einer Steinstele bekrönt.

Der Hügel barg die außergewöhnliche Bestattung eines hochrangigen Gesellschaftsmitglieds der Keltenzeit, eines sogenannten Keltenfürsten, um 700 v. Chr. Das Grab enthielt reichhaltige Beigaben aus Bronze, Eisen und Keramik, darunter Schüsseln und Schalen, eine Situla, ein Schwert, zwei Messer, ein Toilettebesteck sowie Pferdegeschirre und ein Doppeljoch.


Nach einer aufwändigen Restaurierung und Konservierung der Funde in den darauffolgenden Jahren, wurde der Keltenfürst schließlich in die Dauerausstellung des Archäologischen Museums integriert, und die Präsentation entsprechend der originalen Fundsituation der Grabkammer nachempfunden. Dazu wurden die Funde auf mit Sand beschichteten Plexiglasträgern montiert und in einer entsprechend großen Bodenvitrine präsentiert. Nachteilig an der großen Vitrine waren notwendige Stützstreben im Inneren, die teilweise einen freien Blick auf die Funde verhinderten. Des Weiteren drang im Laufe der Jahre Staub durch die nicht vollständig luftdicht abschließende Vitrine ein und lagerte sich auf den Funden ab, so dass auch eine Reinigung erforderlich wurde. Aus diesen Gründen wurde 2014 eine neue Vitrine sowie eine Reinigung und Neumontage der Funde realisiert.
Die horizontale, 2 x 3 m große Deckscheibe der neu installierten Glasvitrine liegt auf den vertikalen, 60 cm hohen Seitenwänden auf und ist an drei Seiten mit diesen verklebt. Diese Seitenwände wiederum sind im Bodenbereich an einem Stahlrahmen befestigt, der dieser sehr großen Glashaube die nötige Stabilität verleiht. Eine der Seitenwände ist in Aluminiumprofile eingelassen und fungiert als Schiebetür, über welche die Vitrine bestückt werden kann. Die neue Vitrine kommt völlig ohne weitere innere Stützstreben aus und schließt luftdicht ab. Insgesamt 18 dezente LED-Spots können einzeln ausgerichtet werden und verbessern die Ausleuchtung der Exponate.


An den Funden selbst wurde zunächst eine vorsichtige Trockenreinigung mit Pinsel und Sauger durchgeführt. Die meisten Funde waren mit Klebstoff auf die Plexiglasträger fixiert und mussten durch Lösemittelkompressen abgenommen werden. Die Objekte erhielten neue Podeste und Träger aus lackierten Holzwerkstoffen. Auf eine Besandung der Träger wurde verzichtet, da die Funde so besser zur Geltung kommen. Der Großteil der Exponate konnte ohne Fixierung oder Montage lose auf den Podesten positioniert werden. Lediglich die kleinen, 360 Stück umfassenden Bronzezierknöpfe des Pferdegeschirrs wurden mit einem speziellen, säurefreien Wachs fixiert, das zudem eine einfache Wiederabnahme der Zierknöpfe gewährleistet.
Nicht nur solche Materialien, die in unmittelbaren, direkten Kontakt mit den Funden treten, müssen sorgfältig auf ihre Eignung überprüft und ausgewählt werden. Auch auf die Materialien der gesamten Vitrinenkonzeption ist zu achten, da z.B. Holzwerkstoffe, Lacke, Klebstoffe und Dichtungsmassen Schadgase abgeben können, die korrosiv auf die Funde wirken.

 

 

Birgit Schwahn[/col]
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Detail der Bronzezierknöpfe des Pferdegeschirrs, mit säurefreiem Wachs auf dem Träger fixiert (© AMF)

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